Wirkstoffe aus dem Meer
Eine interessante Quelle neuer pharmazeutischer Wirkstoffe
Das Glykoprotein Keyhole limpet hemocyanin (KLH) wird aus der Hämolymphe der kalifornischen Meeresschnecke Megathura crenulata gewonnen.Dieser Wirkstoff hat ein hohes therapeutisches Potenzial. Zum einen senkt er die Rezidivrate (Rückfallrate) beim Harnblasenkarzinom, zum anderen dient dieses hochmolekulare Glykoprotein als Trägermolekül für verschiedene Antigene in neuen Impfstoff-Generationen. Es ist bereits in Ländern wie Holland, Österreich, Argentinien, Südkorea auf dem Markt.
Weltweit erstes GMP-Herstellungsverfahren
Um das KLH in der pharmazeutischen Forschung einsetzen zu können, musste zunächst ein GMP-Herstellungsverfahren entwickelt werden. Der Wirkstoff Immunocyanin, eine Präparation aus Untereinheiten des Hämocyanins, wird aus der Hämolymphe der kalifornischen Meeresschnecke Megathura crenulata isoliert.
Die erste Stufe – Gewinnung der Hämolymphe durch die (nicht tödliche) Punktion – findet in der GMP-Herstellungsanlage in Carlsbad in Kalifornien statt, die Reinigung und Aufbereitung zum Arzneimittel in der ebenfalls dem GMP-Standard entsprechenden Produktionsanlage in Fellbach bei Stuttgart.
Biosyn hat in das transatlantische Projekt und in die Schnecke über zwei Jahrzehnte Forschung und Entwicklung sowie Investitionen im Millionenbereich investiert.
Ökologisch, innovativ: das blaue Serum der Schnecke
Bis zu 15 Jahre alt sind die Meeresschnecken, wenn sie von Spezialtauchern vor der kalifornischen Küste aus dem Meer geholt werden. Um diese Schnecken sammeln und ihr Serum durch Punktion gewinnen zu dürfen, ist die Genehmigung der kalifornischen Fischereibehörde Voraussetzung.
Die pro Produktionsgang etwa 500 Schlüssellochschnecken sind zwei Wochen zu Gast bei der biosyn-Corporation in Carlsbad in Kalifornien. Dort leben sie in Spezialbecken (eigens entwickelte Aquarien-Anlage) zur Reinigung auf Diät, dann wird ihnen nach einer Kältenarkose über den geeisten Fuß, mit dem sie sich am Untergrund festsaugen und fortbewegen, Serum entnommen. Die fehlende Flüssigkeitsmenge wird wieder aufgefüllt, womit, ist ein Firmengeheimnis.
Nach den zwei Wochen kehren die Schnecken unbeschadet zurück ins Meer. Das aus einer Schnecke gewonnene Immunocyanin reicht in etwa aus, um einen Patienten mit Harnblasenkarzinom ein Jahr zu behandeln.
Die blaue Farbe stammt von Cu-Atomen, die am aktiven Zentrum des Hämocyanins den Sauerstoff binden. Hämocyanin ist in der Meeresschnecke für den Sauerstofftransport in die Gewebe zuständig.